Ein Ausflug in die Vergangenheit Forstenrieds

Die Anfänge der Ortschaft Forstenried lassen sich bis etwa ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Dabei dürfte es sich um eine Gründung des Klosters Polling handeln. Der Ortsname entwickelte sich aus den Namen Vorstarenried und Vorsterried, also einer Zusammensetzung der Worte "Forst", wie Wald, und "ried" wie roden. Die ersten Bewohner waren also vermutlich Holzhackerfamilien. In der Beschreibung über das Klosterdorf Polling findet sich ein Eintrag aus dem Jahre 1010 über Forstenried. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Damals errichtete das Kloster Polling ein praedum, ein sogenanntes Landgut, mit einer Kapelle, die dem Hl. Bartholmäus geweiht war. In dieser Zeit entstand auch das heutige Fürstenried, das ursprünglich Barschalkesried und zwischendurch auch Poschetsried geheißen hatte. König Otto lebte dort von 1878 bis zu seinem Tod in Schloß Fürstenried.

[Das königlich bayerische Forsthaus] Nach König Otto herrschte hier Friedrich Barbarossa, der Forstenried 1169 wieder an das Kloster Polling zurückschenke. Das Leben der Forstenrieder wurde jedoch unter der Herrschaft des Klosters Polling nicht besser. So wurde beispielsweise im 14. Jahrhundert für die Bauern die Jagd verboten, weil Klerus und Adel sich dieses Recht allein vorbehalten wollten.
So durften die Bauern das Wild nicht von ihren Feldern vertreiben, auch wenn dieses die Felder verwüstete. Zuwiderhandlung wurde sehr streng bestraft. Andererseits mußten die Bauern aber ihre Hunde kostenlos für die Jagt zur Verfügung stellen.

Der Klerus nutzte die Forstenrieder Bauern wie Leibeigene aus. Sie waren nur "Grundholden", das heißt Lehensleute ohne Eigentum. Man konnte zum Beispiel ein Anwesen dem Vorbesitzer "abkaufen", der Lehensherr aber blieb immer Eigentümer und mußte mit dem Kauf einverstanden sein. Es gab zwar Gesetze, aber die wurden von den Hofmarksherren gemacht und sicherten zu allererst die Rechte der Mächtigen.

[Der denkmalgeschützte Derzbachhof] Im Verzeichnis des Gerichts in Starnberg vom Jahre 1726 wurde die Hofmark Forstenried bereits ausführlich beschrieben. So gab es an landwirtschaftlichen Existenzen in Forstenried damals 4 ganze Höfe mit je ca. 80 Tagwerk (Vollbauern), 4 halbe Höfe mit je ca. 40 Tgw., 4 viertel Lehen, 10 achtel Gütler, 10 sechzehnter Sölde, sowie1 dreiviertel, 1 dreiachtel und 1 dreisechzehntel Sölde.
[Der Blick vom Zentrum nach NO] Zu den 31 Bauernhäusern kamen noch das Pfarrhaus, das Amtshaus, das Gmaind-Waldhüttenhaus, das Gmaind-Viehütenhaus, das Mesnerhaus und 4 Leerhäusl. Im ganzen bestand Forstenried damals aus 40 Häusern mit ca. 160 Einwohnern, darunter 33 Inwohnern (Mietern oder Logisleuten).

[Die Forstenrieder Allee nach Süden] Damals war Forstenried noch ein typisches Straßendorf mit zwei sich kreuzenden Straßen. Die Hauptachse verlief von Nord nach Süd durch die heutige Forstenrieder Allee, vom heutigen Waldfriedhof in den Forstenrieder Park, dem Arbeitsgebiet der Waldbauern.
[Der Blick nach Westen in die Liesl-Karlstadt-Straße]Die zweite Achse, die heutige Liesl-Karlstadt-/Herterichstraße, verlief senkrecht dazu und verband Forstenried mit Fürstenried im Westen und Solln im Osten.
Bei der Eingemeindung Forstenrieds nach München im Jahre 1912 hatte Forstenried bereits 800 Einwohner. 1933 erfaßte die Volkszählung schon 126 Anwesen mit 1826 Einwohnern, inklusive Fürstenried, Maxhof, Kreuzhof und Unterdill.

[Die Heilig Kreuz Kirche]Ein besonderes Forstenrieder Juwel ist seine Kirche "Heilig Kreuz". Ihre Entstehung verdankt sie wohl dem Umstand, daß 1229 das wundertätige Kreuz aus der Burg von Andechs nach Forstenried kam. Der Sage nach blieben die Zugochsen mit dem Kreuz auf dem Wagen mitten im Ort stehen und ließen sich nicht mehr vorwärtsbewegen.
Da es sich ja um kein gewöhnliches Kreuz handelte, dachte man, daß der Herrgott eben hier bleiben will und das Kreuz wurde abgeladen. Diese wohl schönste romanische Holzplastik Altbayems wird auf ca. 1150 datiert und soll im Kloster Seeon von Frater Albanus gefertigt worden sein. Schon im Mittelalter war Forstenried ein in ganz Bayern bekannter Wallfahrtsort.

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